”Die Reise nach dem Mond“

Annette von Droste-Hülshoff im Rheinland.

Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung des StadtMuseums Bonn in Zusammenarbeit mit dem Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf, der LWL-Literaturkommission für Westfalen und dem Museum für Westfälische Literatur Kulturgut Haus Nottbek.

Im Auftrag des Fördervereins StadtMuseum Bonn e.V. mit Unterstützung der NRW-Stiftung Natur

• Heimat • Kultur hrsg. und bearb. von Ingrid Bodsch in Verbindung mit Cornelia Ilbrig, Jochen Grywatsch und Bernd Kortländer.
144 S., zahlr. teils farb. Abb.
Bonn: Verlag StadtMuseum Bonn 2008
ISBN: 978-3-931878-24-5


Vom 28. Mai bis zum 27. Juli war in Bonn (Ernst-Moritz-Arndt-Haus), vom 17. August bis zum 28. September in Düsseldorf (Heinrich-Heine-Institut) und vom 3. Oktober bis zum 16. November in Oelde (Haus Nottbek) 2008 die Ausstellung „Die Reise nach dem Mond” zu Annette von Droste-Hülshoff im Rheinland zu sehen. Diese Ausstellung und das vorliegende Begleitbuch beschäftigen sich mit den zahlreichen Facetten sämtlicher Aufenthalte der interessanten Frau in rheinischen Gefilden sowie den Spuren, die diese Eindrücke in Leben und Werk hinterlassen haben.

Eine Verbindung der gemeinhin als bieder und rückständig apostrophierten, eingeschworenen Westfälin Annette von Droste-Hülshoff mit dem für seine Lebensfreude, munteren Geselligkeit und unverblümten Offenheit berühmten Rheinländer erschließt sich nicht auf Anhieb. Tatsächlich scheint da so gar nichts zusammen zu passen. Umso reizvoller und aufschlussreicher wird eine intensive Betrachtung, wie sie sich in den Beiträgen der 15 Autoren dieses Bandes aus unterschiedlichsten Perspektiven darstellt. Schon zu Beginn erfährt der Leser vor allem, dass die Droste ganz anders war, als man bisher zu wissen glaubte. Den jüngeren Lesern wird sie ohnehin lediglich durch die in der Schule wieder zur Pflichtlektüre gehörende Erzählung Die Judenbuche bekannt sein, was natürlich höchst wenig über diese vielseitige Künstlerin aussagt. Keineswegs war sie nur proviniziell, introvertiert und in schlichter Weise fromm, wohl recht sperrig und für die Mitmenschen nicht leicht zu fassen. Insgesamt hat das Wesen der Droste erstaunlich viele Facetten zu bieten, von denen mindestens eine eng mit dem Rheinland verbunden ist.

Spätestens seit 1840 errang der „Deutsche Rhein” durch die Frankreichkriege im nationalen Bewusstsein eine hohe Bedeutung. Für Annette von Droste-Hülshoff liegen die Schwerpunkte anders: weder diese nationale Symbolkraft noch jene sentimental fundierte Rheinromantik der Zeit kann sie nachempfingen. Der Rhein und das Rheinland stellen für sie zunächst einen Gegenpol zur Enge und Bedrängtheit ihrer westfälischen Heimat dar, fast eine Befreiung aus dieser, die sie doch auf der anderen Seite so sehr liebt. Schon die von ihr bereisten großen Städte wie Köln bilden einen klaren Gegensatz. Erst recht dann auch die Freundschaften zu ebenso illustren wie interessanten und intellektuellen Persönlichkeiten wie Sibylle Mertens-Schaaffhausen, Adele Schopenhauer, Werner von Haxthausen, Sulpiz Boisserée, Clemens von Droste, Johanna Kinkel, die großen Häuser mit ihren Salons, in denen sie fortan verkehrt, deren geistvolle und beeindruckende Atmosphäre. Besondere Würdigung erfährt auch das Verhältnis der Droste zum berühmten Kölner Karneval sowie ihre ganz spezielle Haltung und Einstellung zum Bau des Kölner Doms, dessen Fortgang sie intensiv betrieben hat.

Insgesamt war die Droste über neun Jahre ihres Lebens auf Reisen und besuchte neun Mal das Rheinland. Für eine Frau in der damaligen Zeit gilt dies als durchaus beachtlich. Der Katalog informiert auch darüber, wie sich das Reisen damals gestaltete. Rasch erkennt man, weshalb dies nicht unbedingt angemehm war, sondern vielmehr höchst anstrengend und aufregend, teilweise gar gefährlich. Spannende Reiseberichte, literarisch und inhaltlich wertvoll, geben im Werk der Drost beredtes Zeugnis davon. Überall in ihrem Schaffen finden sich rheinische Spuren, in der Lyrik weniger, in der Prosa viel. Auf dem Rhein sieht Annette von Droste-Hülshoff zum ersten Mal in ihrem Leben ein Dampfschiff und erlebt mit, wie sich allmählich die Entwicklung vom Treidelverkehr zur mit Dampf betriebenen Schifffahrt vollzog.

Über die Dauer der Ausstellung hinaus bleibt der Wert des Begleitbuchs erhalten. Mit zahlreichen Abbildungen wunderbar illustriert, eingebunden in einen auffallend schönen Umschlag, inhaltlich und drucktechnisch sorgfältig aufbereitet, bietet der Band einem breiten Leserkreis spannende Lektüre sowie einen breiten Bogen rheinischen Lebens des 19. Jahrhunderts.

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