1883 - 1884
Clara Schumann, Gipsbüste, 1883, Badisches Landesmuseum, Karlsruhe.
Den Auftrag zur Porträtbüste übernahm der Bildhauer Joseph von Kopf, der damals den Ruf eines Lenbachs im Bereich der Bildhauerei genoß, 1883. Die Ausführung in Marmor - Verbleib unbekannt - erfolgte auf Bestellung eines „Herrn Sommerhaus" in Frankfurt. Die Gipsbüste, bezeichnet "J. Knopf.R. 1884. FEC"; "C.SCHUMANN", heute im Bestand des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, behielt von Kopf in seinem Atelier als Vorlage für ggf. weitere Nachbildungen. Sie wurde von ihm 1884 auf der Berliner Akademie Ausstellung präsentiert. Als Kaiser Wilhelm I. 1884 die Gipsbüste im Herbst 1884 im Badener Atelier von Joseph von Kopf erblickte, soll er laut den Lebenserinnerungen von Joseph von Kopf gesagt haben: "Ei, wie ist die alt geworden! Ich erinnere mich sehr wohl, wie sie als junges Mädchen mir etwas vorspielte. Sie war damals in interessanten Umständen, und man fürchtete für jeden Augenblick. Wie war ich froh, als das Spiel zu Ende war!" Vgl. Regina Kratt, Joseph von Kopf 1827-1903. Das Werk des Bildhauers mit typologischen Studien zur Büste und Gruppe, Aachen 1998, S. 186 f. Nr. 92
Wie von mir schon vermutet ist Herr "Sommerhaus" identisch mit dem Kaufmann Louis Sommerhoff (1844-1911), dem Schwiegersohn von Clara Schumann, der 1883 mit seiner Frau Elise geb. Schumann und seinen drei in Amerika geborenen Kinder aus New York wieder nach Deutschland zurückgekehrt war und seinen Familienwohnsitz wie Clara Schumann in Frankfurt aufschlug. Das jüngste Kind von Elise und Louis Sommerhoff, Felix, kam im Mai 1885 in Frankfurt zur Welt.
In einem mir am 18.11.2013 freundlicherweise von Dr. Annegret Rosenmüller (Schumann-Briefedition) zugänglich gemachten Brief vom 15. September 1883 (D-DÜhh: 67.6395.43) beschreibt Clara Schumann der jungen Gräfin Marie von Oriola, der Schwiegertochter von Maximiliane von Oriola geb. von Arnim ihre täglichen Porträtsitzungen bei Joseph von Kopf:
"Ich sitze jetzt alle Morgen den Kopf zu einer Büste, die der Louis für seinen Musiksaal bestellt hat. Es ist eine Strapatze für mich, aber, abschlagen konnte ich es nicht. Sie wird sehr ähnlich, aber die Kinder vermissen doch darin, was, wie ich aber glaube, nicht wiederzugeben ist, weil es doch nur Momente sind, (angeregt durch irgend etwas) was ihnen vorschwebt. Wenn ich ruhig bin, ist mein Gesicht anders als wenn mirs irgend etwas belebt."
(Ingrid Bodsch)