The Circle of Robert Schumann. Vol. 1 und Vol. 2

Robert Schumann · Clara Schumann · Joseph Joachim · Woldemar Bargiel
Gudrun Schaumann, Violine · Christoph Hammer, Hammerflügel
Capriccio DDD 5040. Wien, 2010
2 SACDs. LC 08748

Robert Schumann · Clara Schumann. Albert Dietrich · Johannes Brahms · Theodor Kirchner · Carl Reinecke
Gudrun Schaumann, Violine · Wolfgang Brunner, Hammerflügel
Capriccio DDD 5074. Wien, 2011
2 CDs. LC 08748

Im Schumann-Jahr 2010 hatte die international tätige Geigerin Gudrun Schaumann – sie empfing ihre Ausbildung an der Juilliard School New York bei Dorothy DeLay und bei Nathan Milstein in London und erhielt entscheidende Anregungen durch Nikolaus Harnoncourt – im Wiener Label Ca- priccio eine Aufnahmeserie unter dem Titel The Circle of Robert Schumann gestartet, die nun im Oktober 2011 fortgesetzt wurde. Weitere Aufnahmen sind geplant; der Wunsch der Künstlerin wäre es, auch die konzertanten Violinwerke einzubeziehen.

Die beiden vorliegenden Doppel-CDs (die erste davon im SACD-Format produziert) enthalten zunächst sämtliche originalen Solo-Violinwerke Robert und Clara Schumanns sowie die Alternativfassungen für Violine der für andere Melodieinstrumente konzipierten Stücke. Das sind, als gewichtigste Kompositionen, die drei Violinsonaten Schumanns op. 105 a-Moll, op. 121 d-Moll und WoO 2 a-Moll und Clara Schumanns Romanzen op. 22, die auf den beiden CDs von vol. I verteilt sind. Hinzu kommen die Violin-Versionen der Romanzen op. 94 (vol. I), Adagio und Allegro op. 70, Fantasiestücke op. 73, Stücke im Volkston op. 102 (vol. II) und einige besonders charakteristische Kompositionen der Weggefährten Johannes Brahms, Albert Dietrich, Joseph Joachim, Woldemar Bargiel, Carl Reinecke und Theodor Kirch- ner sowie, ergänzend, reizvolle Liedtranskriptionen – insgesamt also ein umfangreiches und hochinteressantes Spektrum, das den „Schumann-Kreis“ weitgehend aus- und zeitlich sogar überschreitet, und für dessen Zusammenstellung allein schon Gudrun Schaumann hohe Anerkennung gebührt.

Hinzu kommt ihre makellose, „historisch informierte“, aber stets geschmackvolle und nie manierierte Interpretation auf einer „späten“ Stradivari von 1731 (mit Darmsaiten), kombiniert mit drei historischen Hammerflügeln unterschiedlichen Charakters aus der bekannten Wiener Sammlung von Gert Hecher: In- strumenten von J. B. Streicher von 1836 und 1870 sowie einem 1872 gebauten von Carl Rönisch (Dresden), gespielt von der Solistin ebenbürtigen Spezialisten wie Christoph Hammer (vol. I) und Wolfgang Brunner (vol. II). Es fällt schwer, einzelne Höhepunkte der Produktion herauszuheben, doch sei der Zuhörer aufmerksam gemacht auf die beiden Sonaten op. 10 von Woldemar Bargiel (vol. I) und op. 116 von Carl Reinecke sowie auf die fein ziselierten Miniaturen von Theodor Kirchner (vol. II), von denen die letztgenannten erstmalig aufgenommen wurden. Der Kenner könnte sich darüber hinaus die sog. FAE-Sonate von Schumann (Satz 2 und 4), Dietrich (Satz I) und Brahms (Satz 3) zusammenstellen, wären nicht hier alle drei Klaviere auf die Komponisten verteilt und somit der Klangeindruck etwas heterogen.

Die fundierten und informativen Booklettexte stammen von Joachim Draheim (vol. I) sowie von Ute Bär, Harry Joelson, Gerd Nauhaus und Katrin Schmidinger (vol. II). Verwunderlich ist die teils extrem unterschiedliche Typographie in den beiden Booklets desselben Labels, die man wohl besser einander angeglichen hätte. Cover und Booklets der beiden Veröffentlichungen sind reich geschmückt mit Farbporträts der attraktiven Künstlerin sowohl mit als auch ohne Geige, während die Pianisten sich mit Schwarzweiß-Abbildungen begnügen müssen. Auf den CDs von vol. II findet sich die Geige allein, doch die drei Flügel bleiben uns optisch verborgen.


(Gerd Nauhaus)