The Songs of Robert Schumann - 11.

Hanno Müller-Brachmann, Graham Johnson, Geraldine McGreevy, Stella Doufexis, Katherine Broderick, Adrian Thompson, Stephan Loges Hyperion (CODAEX), 2009 B001L8K172

Abschluss mit Nr. 11: Grahams Johnsons Hyperion-Serie The Songs of Robert Schumann. Die 1996 mit einer CD der großartigen Christine Schäfer begonnene und seither ziemlich kontinuierlich fortgeführte, von dem Pianisten Graham Johnson initiierte und (beinahe ausufernd in Form umfangreicher Booklets) betextete Hyperion-Serie The Songs of Robert Schumann findet ihren Abschluss: Jüngst erschienen ist CD Nr. 11, als deren Hauptinterpret sich der an der Lindenoper Berlin engagierte Bariton Hanno Müller-Brachmann auf dem Cover mit Pinsel und Palette präsentiert – Indiz dafür, dass zum Aufnahmeprogramm Schumanns Liederbuch eines Malers op. 36 nach Texten des Maler-Dichters Robert Reinick gehört.

Damit wird bereits ein Charakteristikum der Reihe deutlich: dass sie sich nämlich weder chronologisch noch nach Opuszahlen-Ordnung vorantastet, sondern jeweils eine bunte, wenn auch meist (von G. Johnson) durchdachte Auswahl bietet, zu der nicht nur sämtliche Schumannsche Liederhefte und Zyklen, Duette und Liederspiele gehören, sondern auch einzelne seiner Chorsätze sowie Lieder Clara Schumanns.

In diesem Fall ist es das Minnespiel op. 101 nach Rückert, das vom Sängerquartett Geraldine McGreevy, Stella Doufexis, Adrian Thompson und Stephan Loges ebenso frisch und lebendig dargeboten wird wie die beiden Schwesterwerke, Spanisches Liederspiel op. 74 und Spanische Liebeslieder op. 138 auf CD 6. Hinzu kommen Lieder aus op. 83 und 89, die Byron-Gesänge op. 95 (Katherine Broderick; hier wäre eine Männerstimme und die originale Harfenbegleitung angemessener gewesen), die Schiller-Ballade Der Handschuh op. 87 und zwei Stücke aus Des Sängers Fluch op. 138 (Müller-Brachmann). Die Reihe begann seinerzeit dankenswerterweise mit den weniger bekannten Gesangswerken Schumanns, so den Lenau-Liedern op. 90, den Sechs Gesängen op. 107 (Schäfer, CD 1), den Kerner-Liedern op. 35 (Simon Keenlyside, CD 2), den Kulmann- und Maria-Stuart-Zyklen op. 103 und 135 (Juliane Banse, CD 3, neben Frauenliebe und Leben op. 42), und erst auf CD 5 und 10 sind etwa Dichterliebe op. 48 (Christopher Maltman, mit weiteren Heine-Liedern) und Eichendorff-Liederkreis op. 39 (Kate Royal; also ungewöhnlicher Weise einem Sopran anvertraut) zu hören. Hervorzuheben sind – da nicht alle Programme im Detail erwähnt werden können – die Gesamtaufnahmen des Liederkreises Myrthen op. 25 sowie der Duette op. 34 und 78 mit Dorothea Röschmann und Ian Bostridge (CD 7), des Rückertschen Liebesfrühling op. 38 einschließlich der 3 Lieder Clara Schumanns mit Stella Doufexis und Oliver Widmer (CD 4) sowie die Einbeziehung von Schumanns Melodramen nach Hebbel und Shelley op. 106
und 122 (Christoph Bantzer, CD 10) und von Claras Jucunde-Liedern op. 23 (McGreevy, CD 6).

Es sind, wie man sieht, vorwiegend jüngere Sängerinnen und Sänger, die hier ihr hohes Können (mit einer einzigen Ausnahme: dem unangenehm knödelnden Bass Jonathan Lemalu; CD 8) zeigen dürfen, doch darf man sich auch an den außerordentlichen Darbietungen reifer Künstlerinnen wie Ann Murray und Dame Felicity Lott erfreuen – nur dass gerade bei ihrer CD 9 eine programmatische Entgleisung unterlief: die durch kein Gedankenexperiment zu rechtfertigende ”Durchmischung“ des Lieder-Albums für die Jugend op. 79 mit dem bekannten Klavier-Album op. 68. Als weiteres kleines, aber nicht unerhebliches Manko müssen die den englischsprachigen Sängern mehrfach unterlaufenden Aussprachefehler genannt werden – ein Sprachcoach wäre da hilfreich gewesen. Insgesamt jedoch begegnet uns hier ein erstaunliches Kompendium Schumannscher Vokalkunst, für das den beteiligten Vokalisten ebenso wie dem pianistisch stets präsenten Graham Johnson und dem Label Hyperion höchste Anerkennung gebührt. Zu wünschen wäre, es künftig in einer platzsparenden Kassette mit komprimiertem deutschem Beiheft (etwa bei Brilliant Classics) zu erhalten.

(Gerd Nauhaus)