Martin Geck: Mensch und Musiker der Romantik

320 S., zahlreiche Abb., gebunden, Leinen mit Schutzumschlag
München: Siedler Verlag, 2010
ISBN: 978-3-88680-897-7

Der bereits mit Maßstäbe setzenden Biografien zu Mozart, Beethoven und Wagner hervorgetretene, emeritiert Martin Geck, wendet sich nun zu dessen 200. Geburtstag auch Robert Schumann zu. Und wie in seinen vorherigen Büchern, schafft Geck es auch hier, einen überzeugenden ganzheitlichen Ansatz zu finden. Er erfasst die teilweise widersprüchlichen Eigenschaften von Schumanns Persönlichkeit, seine Fähigkeiten auf unterschiedlichsten Gebieten, die Interessen und oftmals ambivalenten Gefühle in ihrer gesamten Komplexität. Geck entwirft dabei ein ebenso glaubwürdiges wie nachvollziehbares Bild Schumanns, das jeder von dessen Lebensphasen einfühlsam nachspürt und gerecht wird. Sämtliche Ausführungen fußen dabei auf solider wissenschaftlicher Basis. Eine fundierte Kenntnis von Schumanns Leben und Werk spricht aus jeder Zeile des Buches.

Bei aller gebotenen Sachlichkeit in der Darstellung schreibt Geck lebendig und unterhaltsam. Sein brillanter Erzählstil lässt die Lektüre zur reinen Freude werden. Farbig und perspektivenreich werden Schumanns Leben, das Milieu der Zeit und seine Umwelt geschildert. Zahlreiche Assoziationen, die Geck sinnvoll entwickelt, helfen dem Leser in einigen zunächst verwirrenden oder unverständlichen Passagen sozusagen auf die Sprünge. Auf diese Weise können Musikstücke und deren Hintergrund auch dem interessierten Laien näher gebracht werden, ohne mit langweilenden analytischen Betrachtungen aufzuwarten. Auch in diesem Punkt schafft der Autor es, allgemein verständlich zu bleiben, ohne jedoch in flache Journalistik abzugleiten.Nicht zuletzt dadurch wird vielleicht auch der nicht Kundige zum Anhören der einen oder anderen Komposition Schumanns animiert.

Neun zwischen die Hauptkapitel eingestreute „Intermezzi“ (in Anlehnung an Schumanns op. 4) wirken ausgesprochen originell. In diesen kurzen thematischen Essays reflektiert Geck über berichtete Details, weitet den Blick in andere Dimensionen oder greift eine einzelne Sentenz heraus. Stimmig fügen sich auch diese Abschnitte in die eigenwillige Erzählweise des Autors ein, runden diese gewissermaßen noch ab. Die sparsam eingesetzten Illustrationen, Faksimilewiedergaben von Werkmanuskripten,Literaturverzeichnis und Register bereichern die Darstellung. Rundum ein gelungenes Buch, das durchaus jedem dient, der sich mit Robert Schumann befasst oder befassen möchte. Editorische Probleme bei Schu- manns frühem Klavierquartett in c-moll beschäftigen Joachim Draheim, der eine notwendige Revision im Sinne des „Editorischen Katastrophenschutzes“ vornimmt, während Ulrich Tadday „Schumanns Romantik-Begriff im SpiegelderSchumann-Literatur“ mit interessanten Ergebnissen aufarbeitet.