An die Sterne.

Robert Schumann.
Weltliche Chormusik I.
Orpheus Vokalensemble.
Konrad Elser, Klavier.
Gary Graden, Leitung.

Stuttgart: Carus-Verlag, 2006
Carus 83.173


Unter dem Sammeltitel "An die Sterne", der Überschrift des ersten Liedes aus Vier doppelchörige Gesänge op. 141 entlehnt, vereinigt die vorliegende Einspielung mehrere Werke Robert Schumanns für gemischten Chor, teils mit Klavierbegleitung, teils a cappella gesungen. Das 2005 als professioneller Kammerchor der Landesmusikakademie gegründete Orpheus Vokalensemble präsentiert damit seine erste Veröffentlichung.

Die auf Texten Emanuel Geibels basierende Sammlung op. 29 schrieb Schumann bereits in seinem so genannten "Liederjahr" 1840. Besonders berühmt wurde das dritte dieser Lieder "Zigeunerleben". "Es ist bestimmt in Gottes Rat" op. 84 für Chor und Klavier nach einem Text von Ernst von Feuchtersleben komponierte Schumann als Abschiedsgesang für das Zwickauer Schumannfest 1847. Die beiden Gesänge für Quartettbesetzung aus dem 1849 entstandenen Zyklus Spanisches Liederspiel op. 74 lassen sich auch in chorischer Aufführung adäquat umsetzen, ohne an Transparenz und effektvoller Wirkung zu verlieren. Ebenso das für ein Singquartett verfasste Die Orange und Myrthe hier, eine von Schumanns letzten Kompositionen. Verfasst wurde es als Ständchen zu Clara Schumanns 34. Geburtstag am 13. September 1853. Als Überraschung erhielt sie von ihrem Mann einen Flügel der in Düsseldorf ansässigen Firma Klems geschenkt.

Ganz aus der Singpraxis erwuchs Schumanns Komposition der beiden Sammlungen für gemischten Chor Fünf Lieder nach Robert Burns op. 55 und Vier Gesänge op. 59 von 1846. Im Charakter höchst unterschiedlich -- die einen volkstümlich, liedhaft gehalten, die anderen artifiziell und deutlich umfangreicher gestaltet -- zeigen doch alle Stücke den für Schumann so typischen Chorstil. Zeifellos den Höhepunkt in Schumanns Chorwerk stellt der Zyklus Vier doppelchörige Gesänge op. 141 dar. Diese 1849 geschriebenen Gesänge vereinigen sowohl weltliche als auch geistliche Dichtung, wobei letztere Komponente musikalisch durch den Effekt der Mehrchörigkeit betont wird. Motettenartiger Aufbau, Fugato-Abschnitte und eine rege Chromatik machen die vier Gesänge nach Texten von Rückert, von Zedlitz, Goethe und Karl Lappe zu filigranen Meisterwerken.

Das Orpheus Vokalensemble unter der Leitung von Gary Graden gestaltet jedes Stück mit angemessener Aufmerksamkeit. Intelligent phrasiert, transparent im Klangbild und dynamisch höchst abwechslungsreich, gelingt es den Sängerinnen und Sängern, die subtile Schönheit schumannscher Chormusik dem Hörer überzeugend zu vermitteln. Behutsam, aber dennoch unterstützend trägt Konrad Elser mit seiner Klavierbegleitung zum stimmigen Gelingen der begleiteten Chorsätze bei. Lesenswert und informativ ist nicht zuletzt der ausführliche Booklettext von Thomas Synofzik.

Insgesamt bietet diese erste CD einer geplanten Reihe ein facettenreiches Bild schumannscher Chormusik durch die kluge Auswahl. Nicht nur unter dem Aspekt, dass die meisten dieser Werke sehr selten zu hören sind oder eingespielt werden, sondern auch wegen der ausgesprochenen Schönheit dieser Aufnahme sollte sie in keiner Sammlung eines Schumannliebhabers fehlen.