Musik aus Stuttgart.

Kammermusik und Lieder von Ludwig Schuncke und Johann Joseph Abert.

Roswitha Sicca -- Martin Nagy -- Claus Temps -- Thomas Pfeiffer -- Ljiljana Borota -- Christian Knebel -- Joachim Draheim -- Abert-Quartett Stuttgart.

Ars Produktion, 2007
Ars 38 465

Unter dem Titel Musik aus Stuttgart präsentiert die vorliegende CD einige selten zu hörende Preziosen aus der Feder des allzu früh verstorbenen Ludwig Schuncke (1810-1834) sowie des aus der böhmischen Musiktradition kommenden Johann Joseph Abert (1832-1915). Mit dieser Zusammenarbeit von Ars Produktion und SWR sowie mit der Johann-Joseph-Abert-Gesellschaft Stuttgart und dem Schuncke-Archiv e.V. Baden-Baden werden relativ unbekannte Werke von zwei Komponisten vorgestellt, die auf das Stuttgarter Musikleben eine Zeit lang prägend gewirkt haben.

Stuttgart konnte als Hauptstadt des Königreichs Württemberg im 19. Jahrhundert eine breite Palette (musik-)kultureller Erscheinungen entfalten. Nicht nur durch die musikalische Seite der CD werden diese interessanten Zusammenhänge vermittelt, sondern vor allem durch den höchst informativen Booklettext von Joachim Draheim.

Ludwig Schuncke war ein Jugendfreund und enger Vertrauter Robert Schumanns. Seine sämtlichen Werke für Klavier zu vier Händen sind auf der CD enthalten. Zwar sind die Stücke unterschiedlicher Qualität, entsprechen teilweise sehr dem hochvirtuosen, musikalisch aber wenig tiefgängigen Geschmack der Zeit, lassen sich aber gut anhören und dienen auf jeden Fall der Bereicherung. So präsentiert sich auch das eröffnende Rondo brillant als echtes Virtuosenstück, dem Schuncke dennoch originelle Momente mitgibt. Von virtuosem Figurenwerk frühromantischer Ausprägung lebt das Petit Rondeau, während die Deux Pièces caractéristiques op. 13 mehr musikalische Subtilität vermitteln. Donnernd erhebt sich das Andante con moto mit trauermarschartigen Punktierungen vorwärts. Von leidenschaftlichem Schwung geprägt ist das Presto in c-moll.

Das Klavierduo Ljiljana Borota und Christian Knebel agiert mit aller erforderlichen technischen Brillanz, glänzend im Klangbild und eindringlich gestaltend, die jeweilige Emotion auf das Beste nachmalend.

Auf ebenso angenehme wie einfallsreiche Weise werden auch die fünf Lieder Schunckes interpretiert. Besonders ausdrucksstark erklingt der Erlkönig aus dem Jahr 1827, gesungen von dem Bass-Bariton Claus Temps. Bestechend vor allem dessen klare Textdeklamation, kongenial unterstützt durch Christian Knebel, der den dramatischen Klavierpart übernimmt. Ebenso überzeugend stellt der Tenor Martin Nagy ebenfalls den Text in den Vordergrund, was nicht zuletzt der klanglichen Vollendung der Lieder zu Gute kommt. Etwas opulenter gestaltet die Mezzosopranistin Roswitha Sicca und sprengt damit den doch eher intimen Rahmen dieser Klavierlieder.

Johann Joseph Abert, gefeierter Kontrabassist und Hofkapellmeister in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ist auf der CD mit seinen Sechs Liedern und seinem Streichquartett A-Dur op. 25 vertreten. Seine Lieder hinterlassen vor allem im Kontrast zu denen Schunckes einen etwas introvertierteren und verhalteneren Eindruck. Aber auch Abert überzeugt in der musikalischen Durchgestaltung des Klavierparts. Die Sänger, um den Bariton Thomas Pfeiffer erweitert, treffen auch in Aberts Liedern den richtigen Ausdruck und verhelfen durch intelligente Phrasierung zu leichtem Textverständnis.

Das nach dem Komponisten benannte Abert-Quartett Stuttgart musiziert seit Mitte der 1980er Jahre zusammen. Auf vorliegender CD spielen sie Aberts 1862 entstandenes Streichquartett op. 25. Wenngleich auch der Ensembleklang stellenweise in der Abstimmung nicht ganz gelungen scheint, bietet die Aufnahme doch einen Einblick in das kammermusikalische Schaffen dieses heute nicht mehr populären Komponisten.