Mizuka Kano gestaltete ein Konzert beim „Bonner Klaviersommer“ im Beethoven-Haus

„Kolossalbeispiel romantischer Auflösung”
Klavierabend in Bonn am 9. August 2011
Bonner Rundschau, 12. August 2011
 
 Es sind oft die klavierspielenden Japanerinnen - in Bonn zuletzt mit ihren Auftritten bei den Beethoven Competitions der Telekom oder im Beethoven-Haus beim diesjährigen Klaviersommer -, die die historische Praxis unbekümmert auf die abgewandte Seite des Mondes verbannen. Sie halten Bach, beispielweise, durchaus nicht für einen hinrechenden Grund, einen Steinway wie ein Cembalo zu spielen.
 Bei „Trans: Liszt“, derzeit im Beethoven-Haus die Hommage zum 200. Geburtstag, hat Mizuka Kano am Dientag Liszt zwar in den Mittelpunkt gestellt, aber dann doch die Hauptsachen drum herum als Eckpunkte festgerammt. Am Anfang also Bachs erste Partita B-Dut. Gleich das Präludium zu Beginn könnte Anhänger der reinen Lehre verstört haben - üppig geradezu, in welcher dynamischen Spannweite sie ganz unverstellte Emotion einbrachte. Nun gehören die Partiten - Tanzsuiten, aber ganz frei gehandhabt - zum Stärksten bei Bach und die elegante Gigue am Ende der B-Dur-Partita gewinnt mit purer leichter Virtuosität.

 Damit kann sich eine also zeigen. Deutlich tat das Mizuka Kano auch als Gewinnerin des Schumann-Wettbewerbs Zwickau mit Robert Schumanns fis-Moll-Sonate op. 11, seiner ersten und wohl schönsten. Dem bei allem Wühlen grandiosen Kopfsatz hat sie groß gespielt. Man verstand aber auch, dass die Distanz, die die Pianistin zwischen Bach und Schumann legte, dessen Sonate vor der direkten Konfrontation bewahrte. Verglichen mit der Partita, ist Schumanns Finalsatz ein Kolossalbeispiel von Romantischer Auflösung.

 Von Schumann stammten auch die Zugaben („Romanze“, „Träumerei“), mit denen die Pianistin sich von der finalen Anstrengung erholte. Was andrerseits Liszt anging, hat sie sich nicht in irgendeiner Richtung exponiert, außer Klavierfassungen von Schubert-Liedern („Ständchen“, „Du bist die Ruh“) hat sie die von Schumanns „Widmung“ ins Programm genommen. Von der galanten „Soirée de Vienne“, Liszts Verarbeitungen von Schubert-Walzertn, fand die Nr. 6 ihre Aufmerksamkeit. Man war im Übrigen nicht undankbar, dass Mizuka Kano im Beethoven-Haus mit dem Bagatellen-Zyklus - daraus die drei !Aerobic invention“, „Nocturne“, „Gradus ad Parnassum“ - des englischen Komponisten Giles Swayne vom Jahrgang 1946 bekannt gemacht hat. (ter)