Kleine subtile Zwischentöne

Fono Forum
Klassik
März 2009 - Seite 83

Zwischentöne
Ruhig, mit warmem Ton übernimmt die Bratsche vom Klavier die Führungsrolle und das erste Thema in Schuberts „Arpeggione“-Sonate. Bratsche, nicht Cello? Nils Mönkemeyer hat das Werk auf seinem Instrument, der Bratsche, eingespielt. Wenn wenig später, beim zweiten Thema, beide Instrumente wellenartig, echoartig sich das neue Motiv hin- und herwerfen, besitzt diese Einspielung plötzlich etwas Leichtes, fernab von aller Moll-Herbheit.
Bereits die ersten drei Minuten dieser CD sind repräsentativ für die noch folgende Stunde. Mönkemeyer und sein Klavierpartner Nicholas Rimmer spielen auf hohem, fein aufeinander abgestimmtem Niveau, farbenreich und mit einer angenehmen Wärme des Tons, die sich auch dank des sehr räumlichen Klangbildes vermittelt.
Neben der Schubert-Sonate vereinigt die Aufnahme 16 Lieder von Mendelssohn, Schumann und Schubert. Mönkemeyer hat in einigen Liedern wie in „Du bist wie eine Blume“ die originale Singstimme unangetastet gelassen, während er sich etwa im „Venetianischen Lied“ aus Schumanns op. 25 auch am Vor- und Nachspiel des Klaviers beteiligt. Puristen mögen darüber die Nase rümpfen, doch handelt es sich um eine vor allem im 19. Jahrhundert durchaus übliche Praxis. Etwas verhalten gerät Mendelssohns „Duett“, im Tempo leicht gebremst auch das „Im Grünen“, dafür nimmt Schumanns „Widmung“ sofort Fahrt auf, ohne sich im Forte festzunisten. Überhaupt ist diese Aufnahme eher ein Beispiel für die kleinen, subtilen Zwischentöne. Dazu trägt auch Nicholas Rimmer ein sattes Pfund bei – ein exzellenter, hellwacher Pianist, dessen flexibler Anschlag ihn für höhere Aufgaben befähigt.
Christoph Vratz

    Musik       ****
    Klang       ****

Schubert, Arpeggione-Sonate;
Mendelssohn, Schubert, Schumann,
Lied-Bearbeitungen; Nils Mönkemeyer,
Nicholas Rimmer (2008)
Sony CD 886973862124 (63’)