Angelika Kirchschlager singt Schumann in Linz 1

Aus tiefem Herzensgrund
Das längst fällige Brucknerhaus-Debüt des international gefragten Mezzosoprans Angelika Kirchschlager als Liedinterpretin musste am Mittwoch wegen der Nachfrage in den Großen Saal verlegt werden.

Inhalt und Form der Gestaltung von Schumann- und Schubert-Liedern waren perfekt. Die Sängerin, in Oper und Operette zu Hause, lieferte mit dem angenehmen und so natürlich wirkenden Organ beim Liedgesang poetische Szenen, Schilderungen von Alltäglichem, redete von Liebe und Natur, vermittelte freudige und traurige Empfindungen und solche mit hellen und dunklen Tönen.

Bei jedem Titel haben sich, auf den Punkt gebracht, Wort und Ton als gleichberechtigte Elemente gefunden. Auch die Körpersprache, die sparsamen Gesten und Mienen haben sinnstiftend mitgespielt und dazu beigetragen, den Personalstil der Komponisten in den unterschiedlichsten Verkleidungen zumindest fühlbar zu machen.

Die Auswahl bei Robert Schumann umfasste ein Dutzend Titel aus seinem umfangreichen Liedschaffen: Romantik pur mit deutlichen Seelenregungen und mit Balladenhaftem, beispielsweise die schaurig-schöne Geschichte der "Löwenbraut". Das Dutzend des Schubert-Blocks, hauptsächlich aus seiner späteren Lebenszeit, greift tiefere Bewusstseinsebenen an, spart nicht mit Ausdrucksstärke, aber auch nicht mit vordergründigem Humor.

Ein gleichberechtigter und ebenso wichtiger Partner am Klavier war Helmut Deutsch - ein Juwel in seinem Fach, mitfühlend und mitatmend. Er ließ bei Schumann mit seinem Part unterschwellig auch an Orchestrales denken. Bei Schubert waren Anschlagkultur und Nuancenreichtum schier grenzenlos.

Schuberts Lied "An die Musik" mit dem Vers "Du holde Kunst, ich danke dir dafür!" bildete das offizielle Finale. Unausbleiblich drei Zugaben, stürmischer Beifall und Standing Ovations.

(Franz Zamazal in den „OÖNachrichten“, 26.01.2007)