1835 Hamburg

Hamburg, 1.Hälfte 19. Jh.
Hamburg, 1.Hälfte 19. Jh., Stahlstich (StadtMuseum Bonn)

Hamburg gehört zu den Städten, in denen Clara Wieck-Schumann im Laufe ihrer jahrzehntelangen Konzertkarriere am häufigsten Station machte.

Ihre erste Norddeutschlandtournee als 15jährige mit ihrem Vater führte sie im März 1835 in die Stadt an der Elbe. Vom 14. März bis 9. April gab sie insgesamt acht erfolgreiche Konzerte. Zwei Jahre später konzertierte sie drei Mal und spielte u. a. ihr eben publiziertes Klavierkonzert op. 7.

Im Februar/März 1840 unternahm sie mit ihrer Mutter Mariane Bargiel eine Reise nach Hamburg und Bremen und gewann in den Familien Parish, Avé-Lallemant und in Musikdirektor Otten Freunde, denen sie auch später verbunden blieb. Die Verleumdungen ihres Vaters, die dieser gegen sie als Braut Robert Schumanns verbreitete, fruchteten nichts, und die junge Pianistin wurde von Senator Jenisch ebenso eingeladen wie von Heinrich Heines Onkel Salomon. Die fünf Konzerte waren künstlerisch und finanziell erfolgreich, und Clara Wieck spielte sogar eine von Schumanns Novelletten öffentlich im Konzert. An den in Leipzig weilenden Bräutigam schrieb sie:

„Könnt ich Dir doch das ganze Hamburg mit seiner schönen Elbe und Seeschiffen mitschicken! […] Ach Robert, wir müssen einmal zusammen hin! ich sage Dir, am Jungfernstieg zu wohnen und früh bei schönem Sonnenschein die Alster zu sehen mit den vielen Schwänen darauf, das ist ein himmlischer Anblick.“

Claras Wunsch ging in Erfüllung: 1842 (vor ihrer Dänemark-Reise) und 1850 weilte sie zusammen mit Robert in Hamburg. Am 16. März 1850 dirigierte Robert selbst seine Ouverture zu Genoveva, und Clara spielte sein Klavierkonzert. Die „schwedische Nachtigall“ Jenny Lind kam extra aus Berlin angereist, um in zwei Konzerten Claras in Altona und Hamburg aufzutreten und entzückte das Ehepaar mit ihrem Vortrag Schumannscher Lieder.

Im November 1854 kam Clara Schumann erneut nach Hamburg, diesmal wieder allein, denn ihr Mann war in die Nervenheilanstalt in Bonn-Endenich eingeliefert worden. Doch Hamburg war die Heimatstadt ihres jungen Freundes Johannes Brahms, den sie und Robert im Jahr zuvor in Düsseldorf kennengelernt hatten, und dessen Eltern Clara Schumann nun begegnete. Nach einer Pause von sieben Jahren kam die Pianistin 1861 wieder an die Alster und konzertierte gemeinsam mit Johannes Brahms und Joseph Joachim. Sie spielte die Uraufführung von Brahms‘ Klavierquartett Nr. 1 in g-Moll op. 25 und seinen Händel-Variationen op. 24. Im folgenden Jahr gab Clara Schumann mehrere Konzerte gemeinsam mit dem Bariton Julius Stockhausen, der von 1862–1867 in Hamburg wirkte. 1862 führten sie Schuberts Winterreise gemeinsam auf, später auch Schumanns Dichterliebe. 1871 und 1878 musizierte sie gemeinsam mit der Altistin Amalie Joachim, die sich ebenfalls einen Namen als Schumann-Interpretin gemacht hatte. In den 1860er und 1870er Jahren machte Clara Schumann fast jährlich auf ihren Wintertourneen nach Norddeutschland in Hamburg Station. In ihrem letzten, dem 55. Hamburger Konzert am 4. November 1881 spielte Clara Schumann nochmals das Klavierkonzert ihres Mannes und ein Lied ohne Worte von Felix Mendelssohn Bartholdy.

(Julia M. Nauhaus)