1861 ff., zuletzt 1873 Brüssel

Brüssel
Brüssel, Stahlstich, um 1850 (StadtMuseum Bonn)

Im Jahr 1861 unternahm Clara Schumann eine erste erfolgreiche Tournee durch Belgien, die sie selbstverständlich auch nach Brüssel führte, wo sie das Publikum „mit guter Musik […] zum größten Enthusiasmus“ hinriss. Freunde gewann sie vor allem an Ferdinand und Christine Kufferath, mit denen sie von nun an bis zu ihrem Tod eng verbunden blieb. Ferdinand Kufferath entstammte einer Musikerfamilie, und das Ehepaar Schumann hatte ihn in Leipzig als talentvollen Pianisten und Komponisten kennen gelernt. Seit 1844 wirkte Kufferath als Klavier- und Kompositionslehrer in Brüssel, leitete einen Männerchor und hatte eine Reihe von Kammerkonzerten ins Leben gerufen. Ihm wird das Verdienst zugeschrieben, in Belgien als erster Schumanns Musik bekannt gemacht zu haben. Clara Schumann musizierte 1861 stundenlang mit ihm und trennte sich nur ungern von Brüssel, wo sie vier sehr erfolgreiche Konzerte gegeben hatte. Im folgenden Jahr trat sie in Brüssel im Anschluß an ihre Parisreise auf und zwar wie dort gemeinsam mit Pauline Viardot. Sie führte mit ihr Schumanns Andante und Variationen für zwei Klaviere op. 46 auf.

Brüssel, Place royale
Brüssel, Place royale, um 1850 (StadtMuseum Bonn)

Im März 1863 machte Clara Schumann im Anschluß an ihre letzte Konzertreise nach Paris ebenfalls in Brüssel Station und bot dem belgischen Publikum Kompositionen von Beethoven, Schumann, Bach, Händel, Chopin und Mendelssohn. Fünf Jahre später gab Clara Schumann drei Konzerte, zwei im Januar und eines im April, in Brüssel – auf der Hin- und der Rückreise ihrer Englandtournee –; auch sie waren ein großer Erfolg und führten zum Wiedersehen mit der Familie Kufferath. Ein letztes Mal konzertierte Clara Schumann im Anschluß an ihre 11. Englandtournee im Jahr 1873 in Brüssel. Sie trat zuerst in einem Konzert mit Orchester auf und spielte Beethovens Klavierkonzert in G-Dur op. 58, außerdem wurde Schumanns 2. Sinfonie in C-Dur op. 61 aufgeführt. Der zweite Auftritt bot ein Kammerkonzert, unter anderem mit Schumanns Klavierquintett op. 44 und kürzeren Kompositionen Schumanns wie einer Novellette, einem Kanon aus op. 56 und Traumes Wirren aus op. 12. Auch wenn Clara Schumann keine weiteren Konzerte in Brüssel gab, so pflegte sie doch den engen Kontakt zu den Freunden Kufferath; sie machte Station auf dem Wege von oder nach England oder man traf sich in Frankfurt. An der Gesangskarriere der Tochter Antonie (später verh. Speyer) nahm Clara Schumann innigen Anteil.

(Julia M. Nauhaus)