1853 ff., zuletzt 1869 Amsterdam

Amsterdam
Amsterdam, um 1850, Stahlstich (StadtMuseum Bonn)

Im November und Dezember 1853 unternahmen Clara und Robert Schumann eine gemeinsame Hollandtournee, die sich als wahrer Triumphzug gestaltete. Schumann dirigierte seine 3. Sinfonie, Clara spielte u. a. zum ersten Mal sein Konzertstück op. 134. Beide erhielten zahllose Beweise der Verehrung und genossen die Gastlichkeit von Freunden. In Rotterdam versammelten sich 100 Sänger unter der Leitung von Johann Joseph Hermann Verhulst vor dem Hotel und begrüßten das Schumannsche Paar mit dem Waldchor aus Der Rose Pilgerfahrt. Anerkennung und Ehrungen waren besonders wohltuend für das Robert und Clara Schumann, da in Düsseldorf die Konflikte mit dem Musikverein ihren Höhepunkt erreicht hatten.

Felix Meritis in Amsterdam
Das (auch heute noch erhaltene) Felix Meritis in Amsterdam, in dem Clara Schumann mehrmals mit Konzerten gastierte. Stahlstich, A. 19. Jh. (StadtMuseum Bonn)

Als Clara Schumann im Januar 1855 erneut nach Holland kam, geschah dies unter sehr viel schwierigeren Umständen, denn ihr Mann befand sich seit einem Jahr in der Nervenheilanstalt. Zwar hatte Clara zu diesem Zeitpunkt wieder einmal Hoffnung auf Genesung geschöpft, doch litt sie unter körperlichen Beschwerden und stand die Konzerte nur mit Mühe durch. Sie wurde in Rotterdam, Leyden, Utrecht, Amsterdam und Den Haag wiederum mit Enthusiasmus vom Konzertpublikum aufgenommen. Außerdem besaß sie in den einzelnen holländischen Städten Freunde und Bekannte, die sie gastfreundlich aufnahmen: in Utrecht den älteren Bruder des in Brüssel tätigen Ferdinand Kufferaths, Johann Hermann Kufferath, und ihre Schülerin Emma Engelmann-Brandes oder Verhulst in Den Haag (wie Kufferath Dirigent). Doch in Utrecht erreichte Clara dann ein Brief ihres Mannes, der sie die Nacht in Tränen zubringen ließ. Obwohl sie in Begleitung ihrer Schülerin Agnes Schönerstedt reiste, fehlte ihr zudem der enge Gedankenaustausch mit Johannes Brahms und sie litt unter dem Alleinsein.

Clara Schumanns umfangreichste Hollandtournee im Februar 1860 stand wiederum unter einem guten Stern; in Utrecht brachten ihr Studenten ein Ständchen und veranstalteten einen Fackelzug zu ihren Ehren, und auch die beiden Konzerte in Amsterdam, in denen sie u. a. Schumanns Klavierkonzert und sein Klaviertrio d-Moll op. 63 darbot, verliefen erfolgreich, ebenso wie die weiteren Konzerte in Den Haag und Rotterdam (hier war Claras Halbbruder Woldemar Bargiel ab 1864 als Musikdirektor tätig).

In Amsterdam trat Clara Schumann noch zwei Mal auf, 1863 und 1869. 1863 hatte sie wiederum mit gesundheitlichen Problemen – Migräne und Krämpfen – zu kämpfen, 1869 spielte sie unter der Leitung der alten Freundes Verhulst Beethovens 3. Klavierkonzert in c-Moll. Nach Utrecht kehrte Clara nach 1860 noch vier Mal zurück: Im Januar trat Clara Schumann gab Clara Schumann nicht nur 2 Konzerte in Amsterdam, sondern auch je eines in Utrecht, Rotterdam und Den Haag. Im März 1876 kam sie vor einer ihrer Englandreisen zu einem reinen Schumann-Abend, in dem sie das Klavierkonzert, einen Kanon aus op. 56 und eines der Fantasiestücke op. 12 spielte.

Außerdem wurden in diesem Konzert die 4. Sinfonie, eine Reihe von Liedern, die Manfred- und die Genoveva-Ouverture in diesem Konzert aufgeführt. 1877 wurde Clara wieder einmal mit Blumen überschüttet und erhielt eine Einladung zur Königin. Am 1. Dezember 1883 gab sie ihr letztes Konzert in Utrecht, in dem sie wiederum das Schumann-Klavierkonzert und kleinere Werke von Scarlatti und Chopin sowie eine der Paganini-Capricen von Schumann interpretierte. Außerdem standen erneut die Genoveva-Ouverture, gemischte Chöre von Schumann aus op. 59 und op. 55 sowie Schuberts C-Dur-Sinfonie DV 944 auf dem Programm.

(Julia M. Nauhaus)